Zahnmedizin zu Coronazeiten. Erfahrungen aus Wuhan.

Zahnmedizin zu Coronazeiten. Erfahrungen aus Wuhan.

Prof. Dr. Zhuan Bian der Dekan der Universität Wuhan stellte die chinesischen Erfahrungen live in einem Webinar der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) vor.
Eine Einordnung gab Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer in den Zahnärztlichen Mitteilungen Ausgabe 8/20 Seite 776f.
Hier eine Zusammenfassung.
Am 17. Nov. 2019 erkrankte ein 55 jähriger Mann in der Provinz Hubei an COVID-19. Erst am 24. Januar 2020 erfolgte der Lockdown der Stadt Wuhan. Zahnärzte wurden am 22. Januar auf das Problem aufmerksam und durften ab dem 27. Januar nur noch Notfälle behandeln.
Im Jahr 2019 wurden von der Zahnklinik der Universität Wuhan ( mit 16 Satellitenzentren im ganzen Land die größte zahnmedizinische Einrichtung ) mit 1098 Mitarbeitern und 828 Studenten 890000 Patienten behandelt. 2020 wurden bis zum 21. Januar, offensichtlich ohne Kenntnis des Problems, 56000 Patienten unter üblichen Bedingungen mit Behandlungskittel und Einwegmundschutz behandelt. Welt.de berichtete am 19.März 2020 von einem Pressegespräch das vier leitende Allgemeinmediziner aus Wuhan gaben. Mangelndes Verständnis und fehlende Schutzausrüstung habe im Januar dazu geführt, daß sich Tausende von Mitarbeitern des Gesundheitswesens bei der Behandlung von Patienten infiziert hätten. Mindestens 46 Ärzte und Krankenhausbedienstete sind gestorben. Besonders betroffen waren zwei Bereiche. In der Zahnmedizin berichtete Zhuan Bian von neun COVID-19 Erkrankungen unter den Mitarbeitern. Eine genaue Analyse dieser neun Fälle ergab, daß sich drei der Betroffenen vermutlich nicht im dienstlichen Umfeld infiziert hatten, von Todesfällen wurde nicht berichtet. Bian führte die äußerst geringe Infektionsrate im zahnärztlichen Bereich auf die konsequente Nutzung von Mund-Nasen-Schutz zurück. Jeder Mitarbeiter der Zahnklinik hatte rein rechnerisch 100 Patientenkontakte in einem Gebiet mit sehr hoher Infektionsrate der Bevölkerung.

Was bedeutet das für uns?
Vorausschauend haben wir schon Ende Januar ausreichende Vorräte an Mund-Nase-Schutz und Desinfektionsmitteln angeschafft. Deswegen können wir nach wie vor in Anlehnung an die Empfehlungen des RKI Patienten ohne Symptome behandeln.
Den Patientendurchlauf haben wir deutlich gedrosselt, bis eine Durchimmunisierung der Bevölkerung,oder eine Behandlungsmöglichkeit erreicht ist. Das wird noch dauern. Deshalb haben wir die Anzahl der Patienten
pro Tag deutlich reduziert. Es gibt momentan keine oder höchstens einen Patienten im Wartezimmer.
Die Schutz-und Hygienemaßnahmen (Mundschutz, Schutzbrille, Gesichtsvisier und Kittel ) sind ohnehin auf einem hohen Niveau und werden laufend der Situation und den Empfehlungen des RKI angepaßt.

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Die Corona-Pandemie löst in der Zahnärzteschaft und bei den Patienten große Unsicherheit und Angst aus.
Welchen Beitrag leisten die durch rotierende und schwingende Instrumente produzierten Aerosole bei der Verbreitung der Krankheit und welche Schutzmaßnahmen sind angemessen? 
Das zahnärztliche Team der Universität Wuhan hat im Dezember 2019 und bis 21. Januar 2020 in Unkenntnis der Situation etwa 120000 Patienten behandelt. Ganz normal mit Aerosol, einfachem Mundschutz, Handschuhe, Kittel und Schutzbrille.
Die geringe Anzahl der Erkrankten in dieser Berufsgruppe wird von Prof. Bian auf den konsequenten Gebrauch dieser Schutzausrüstung zurückgeführt.
Laut Prof. Bian beherrscht die Zahnmedizin den Selbst- und Patientenschutz.

Wir nehmen die Situation sehr ernst und passen unsere Hygienemaßnahmen laufend an. Wir wiegen uns nicht Sicherheit, aber die Erfahrungen aus Wuhan lassen mich vorsichtig optimistisch sein.



Mit freundlichen Grüßen

Zahnarztpraxis Schoberer